«A Happy Night» für die Fans
Bo Katzman hat viele Fans: solche, die das Konzert «Spirit of Joy» geniessen, und solche, die nach dem Konzert geduldig auf ein
Autogramm mit Herzchen warten. Und der Sänger enttäuscht sie alle nicht.
Anne-Marie Günter
Gross und elegant im schwarzen Anzug steht er am Samstagabend auf der Bühne des Kursaals Interlaken. Und er singt, hüpft, stampft,
springt, dirigiert und motiviert: Bo Katzman ist ein guter Entertainer. Man muss nicht unbedingt sein Fan sein, um zu spüren: Da ist jemand, der sein Publikum mag, dem es Ernst ist mit der
Absicht, Freude zu verbreiten. Und man muss ihm zugestehen, dass er schon vor dem 11. September darauf gestossen ist, dass es auf der Welt viel Schlimmes gibt, wogegen man am besten mit
Freudebereiten ankämpft.
Als Lichtgestalt in der Finsternis bietet er seinem Publikum die bekanntesten und beliebtesten Negrospirituals. Dazu kommt aber eine fast Harry-Potter-hafte Fülle von Zutaten. Da gibt es die
geheimnisvollen Rauchschwaden, bunte Sonnen an der Decke, einen Chor, der zauberhaft hinter einem Schleier-Vorhang auf- und abtaucht. Um die Bühne ist Rahmen aufgebaut, der je nach Bedarf durch
eine Lichterreihe noch besser sichtbar wird. Die Weihnachtsbeleuchtung lässt mit der Botschaft grüssen, dass Menschen, die aus dem Rahmen fallen, jederzeit willkommen sind.
In seinen Rahmen packt Bo Katzman ein ganzes Knäuel von verschieden roten Fäden, die sich manchmal etwas verwirren. Da ist sein christliches Enga- gement, das er gleich zu Anfang mit seiner
Version eines englisch gesungenen «Unser Vater» demonstriert. Das Bühnenbild dazu versinkt in den blaugrünen Tönen mystischer Druiden- romantik.
Natürlich ist Bo Katzman auch sozial engagiert. Er schildert des Leiden der schwarzen Kumpels, die früher mit 40 Jahren an Staublungen starben und nichts als Schulden hinterliessen, mit bewegter
Stimme. Er weiss, wo Trost zu holen ist. «Can't nobody do me like Jesus» - «keiner ist zu mir wie Jesus». Das sei auch in Wirklichkeit so wie im Lied, versichert Bo dem Publikum.
Bo Katzman hat auch Humor. Dieser rote Faden wird am auffälligten dort, wo er seine Musiker ins Rampenlicht rückt. Felix Zindel (Drums), Tom Gisler/ Piano), Lisa Vonesch (Bass), Robert Müller
(Hammondorgel) und Marc Portmann (Guitars) dürfen je ein Solo geben. Und da hört man mit Erstaunen Anklänge an Bach, an «Für Elise» und an den Schweizerpsalm, bevor die Musiker gemeinsam mit
Sonnenbrillen eine kleine Blues-Brothers-Parodie tanzen.
Auch ein bisschen Clownerie ist im Programm. So wollen jede der vier Stimmen, in die Katzman seinen Chor aufteilt, ihren eigenen Lieblingssong singen, und unterbrechen einander gegenseitig. Am
Schluss zeigt es sich, dass alle vier Stimmen ihr Lied singen können und das Ganze wunderbar harmoniert.
Sogar Selbstironie ist dem Freudengeist nicht fremd. Er hofft wortreich, dass sein eigenes Weihnachtslied vom Licht über Bethlehem den Welthit «Stille Nacht» einmal von der Spitze der
Weihnachtslieder-Hitparade verdrängen wird, und lässt dann Chor und Publikum ein wirklich überzeugendes «Stille Nacht» singen.
Nach so viel Einsatz hätte Katzman doch eigentlich Ruhe verdient. Aber er sitzt nach dem Konzert im Ballsaal des Kursaals und gibt Autogramme. Alle, die kommen, erhalten ein Lächeln, viele
begrüsst er als alte Freunde, und Menschen mit einer Behinderung besonders herzlich. «Ich bin überzeugt, dass alles, was wir in die Welt setzen, auf uns zurückfällt», sagte Katzman in einem
Interview. Bei so viel Freundlichkeit ist er auf der sicheren Seite.