Entertainer mit Botschaft

Mühelos füllt Bo Katzman mit seinem Chor auch im Thurgau die Hallen. Rund 1350 Zuschauer kamen nach Altnau, um sein neues Programm «Spirit of joy» zu sehen.


Emanuel Helg


Altnau - Seit den frühen 90er-Jahren gehen Bo Katzman (sprich: Bou Käzmähn) und sein Chor mit einer neuen CD im Gepäck auf Schweizer Tournee. Das Geschäft läuft jedes Jahr besser, auch dieses Jahr darf wieder mit einem Rekordergebnis gerechnet werden. Mühelos füllte der Basler Beau am Freitag auch die Schwerzihalle in Altnau; etwa 1350 Zuschauerinnen und Zuschauer sahen sich sein neues Programm «Spirit of joy» an. Bei Eintrittspreisen von durchschnittlich etwa 60 Franken und vielen verkauften CDs und Songbooks, die als «Geschenksidee» im Foyer auflagen, für thurgauische Verhältnisse ein Grosserfolg.

Der Showmaster Bo Katzman bot ein perfekt durchorganisiertes Programm mit liebevoll gestaltetem Bühnenbild und einer bezaubernden Lichtshow. Auch bei der akustischen Übertragung wurde nicht gespart. Der Sound der über 100 Sängerinnen und Sänger klang dank der zwischen den Reihen aufgestellten High-Tech-Mikrophone sauber strukturiert und vermochte, mit reichlich künstlichem Nachhall gemixt, den Raum zu füllen. Es war nie zu laut oder zu leise, alles klappte wie am Schnürchen.


Betend dem Nebel entstiegen

Zu Beginn der Show gabs erst einmal viel Nebel. Der Chor, welcher das «Vater unser» in einer englischen Lied-Version anstimmte, war bereits zu sehen. Dann, man ahnte es, tauchte Bo Katzman in Gebets-Pose aus dem Nebel auf, um in seine selbst komponierte Song-Version des «Our Father» mit einzustimmen. Über Geschmack lässt sich streiten, man darf sich aber fragen, ob ein solches Bühnenspektakel dem inneren Gehalt dieses hohen Gebets gerecht wird. Es folgte eine ebenso ungenierte Adaption des bekannten «Halleluja» von Händel während des Gospel-Songs «Halleluja! Halleluja! Halleluja, lets sing for joy».

So richtig in Stimmung geriet das Publikum dann während der Spiritual-Originals «Sixteen tons» und «Good news, the caravan is coming». Die Bandmusiker Felix Zindel (Drums), Tom Gisler (Keyboards), Lisa Vonesch (Bass), Robert «Blues» Müller (Hammond Organ) und Marc Portmann (Guitars) liessen zwischendurch ihr instrumentales Potenzial aufblitzen. Darüberhinaus bewiesen sie in einer Gag-Tanzeinlage mit Bo Katzman, dass Musiker wirklich im Allgemeinen nicht tanzen können.


Entertainer-Qualitäten

Bo Katzmanns Stimme verfügte besonders in entspanntem Zustand über Wärme und Timbre, sobald er sich in höhere Lagen begab, fehlte meist etwas Volumen. Einen musikalischen Höhepunkt der Show setzte das mitreissend und einfallsreich interpretierte Arrangement von «Can't nobody do me like Jesus»; das rasante Tempo schien Bo Katzmans unbestrittene Entertainer-Qualitäten noch zu beflügeln. Seine Ansagen waren zentraler Bestandteil der Show, mal erzählte er eine geistreiche feministische Version der Geschichte von Adam und Eva, mal liess er seine Worte mit Pianomusik untermalen, immer aber waren seine Ansagen von starker religiöser Emotionalität geprägt.

Thurgauer Zeitung