Bo Katzman-Chor versprühte Geist der Freude

Trimbach Tourneestart des Programms «Spirit of Joy» sorgte für einen ausverkauften Mühlemattsaal

Die Premiere von Bo Katzman und Chor sprengte einmal mehr die Grenzen von bisherigem. Mit seinem Programm «Spirit of Joy» füllte er den Trimbacher Mühlemattsaal bis auf den letzten Platz.

Er ist wieder unterwegs, Bo Katzman mit seinem Chor. Schon lange vor der Premiere sind die Tickets der Schweizer Tournee zumeist ausverkauft. Monatelange Probenarbeit steckt hinter einem grossartigen Projekt, bei dem an die 130 Sängerinnen und Sänger ihre Songs für den Auftritt einstudieren. Bo Katzman ist perfekt, es muss alles stimmen, auch der optische Eindruck, das Auge hört mit.

Was liegt näher, als in einer düsteren Zeit mit den vielen Negativmeldungen die Menschen mit weltlicher und geistlicher Musik zu erfreuen. Der Glaube an ein besseres Leben jenseits gab damals schon den Sklaven und Arbeitern auf den südamerikanischen Plantagen oder in den Kohlebergwerken die Kraft, unter menschenunwürdigen Bedingungen zu arbeiten. Viele Melodien stammen aus dieser Zeit. Es ist nicht verwunderlich, dass in den meisten Liedern nicht die Liebe zu sich selbst, sondern zu Gott und an eine Reise zu einem besseren Leben besungen wird.

Tourneeauftakt mit neuer CD

Über 250 000 Zuschauer haben bis jetzt Bo Katzmans Konzerte seit 1993 besucht. Seine CD «Betlehem», die am 1. November 2000 lanciert wurde, ist bereits mit Gold ausgezeichnet worden. «Spirit of Joy», heisst die neue Tournee. Unter diesem Name erscheint auch eine neue CD, in der Katzman gleich drei eigene Kompositionen vorstellt. Spirit of Joy - Geist der Freude. Wie ein roter Faden zieht er durch das ganze Konzert. Geist der Freude ist nicht nur aus den Gesichtern des Chores zu spüren, Bo Katzman vermag sie zusammen mit der Band für zweieinhalb Stunden auf die Zuhörer zu übertragen. «Spirit of Joy» besingt religiös, das Tanzen und Lachen, von der Freundschaft, den Träumen, vom leben und lebenlassen, im Refrain immer wieder überzeugend durch den Chor «Halleluja! Halleluja! Halleluja!».
Was hat Katzman, was andere nicht haben, eine Frage, die sich immer wieder stellt? Ist es das Potenzial von 120 Stimmen zu einer Solostimme oder ist es seine Art, sich zwischen den Songs als Prediger zu profilieren? Sein Konzept beinhaltet ebenso Themen der Freude wie die Botschaft der Schöpfung und das Leben danach. Die Melodien müssen eingängig und packend sein. «Joshua fit the battle of Jericho» besingt Josua, der nach einer vierzigjährigen Irrwanderung durch die Wüste das Volk Israel endlich ins eigene Land führt. Es war Josuas göttlicher Auftrag, die unbezwingbare Mauer um Jericho niederzureissen, nicht mit Waffen, sondern sie mit Trompeten und Posaunen zu besiegen.

Poetisch, ehrlich, überzeugt

Was ist Katzman, was andere nicht sind? Poetisch, ehrlich, überzeugt, manchmal noch fast ein erwachsenes Kind. Ihm sei aufgefallen, dass viele Leute vor allem eines haben wollen: Spass. Er habe sich gefragt, wo denn vor lauter Spass die Freude bleibe. So kam er auf die Idee, das neue Album der Freude zu widmen. Es ist ihm gelungen. Dem Publikum gefällts, es lässt sich sofort mitreissen. Das Stück «Sixteen tonnes» erzählt von freud- und hoffnungslosen Kohlearbeitern, die meistens schon mit dreissig Jahren krank waren oder eine Staublunge hatten, die ihren Lohn erst bekamen, wenn sie jeden Tag 16 Tonnen Kohle aus der stickigen Dunkelheit an die Erdoberfläche gebracht hatten.
Seine Band mit Felix Zindel (Drums), Tom Gisler (Piano/Keyboards), Lisa Vonesch (Bass), Robert «Blues» Müller (Hammond Organ) und Marc Portmann (Guitars) begleitet den Bo-Katzman-Chor auch dieses Jahr wieder auf seiner Tournee. Die virtuosen Musiker sind beweglich und gesegnet mit einfallsreichen Klangvariationen.

Viele Songs selber bearbeitet

Bo Katzman bearbeitet viele der Songs für seinen Chor und das Orchester selbst. Spirituals und Gospels wie «Our Father», «Don't give up me» oder «Jesus is a soul man» werden von Katzman für den grossen Chor und die Band eigens arrangiert. Seine religiöse Lebensweisheit ist die Basis, die seine Lieder zum Erfolg führen. Die Musik ist ausdrucksvoll, packend, aber auch nachdenklich, wenn vom Fortissimo zum feinsten Pianissimo alles gegeben wird. Ein sehr gelungener Mix, wenn der Chor viergeteilt das singt, was er gerne möchte. Bo Katzman macht da begeistert mit und tosender Beifall bleibt nicht aus.

Was sagt Katzman, was andere nicht sagen? Der Tod ist für ihn nicht tabu: So herzlich wie er über Hoffnung, Liebe und Freude spricht, so offen sind seine Gedanken über den Tod und das Danach. «Steal away», dieses Lied stellt in temporeichen Wortkaskaden eine Endzeit der Sterblichkeit gegenüber. Der einfühlsam einleitende Choral mit den herausgestrichenen sonoren Bass-Stimmen im Männerchor preisen die Schönheit des Jenseits. Es ist Musik, die bewegt, die nachdenklich stimmt.

Wie wichtig ist Katzman die Botschaft im Lied, die andern nicht wichtig ist? Sein Anliegen widerspiegelt sich in seinen Songs. Er entdeckte, dass er als Sänger nicht nur Melodien, sondern auch Worte mit Inhalt transportieren kann, begann diese Worte zu hinterfragen und entschied sich, sich nicht mit bedeutungslosen Texten zufrieden zu geben.
Mit einer eindrücklichen Lichtschau wurde die bevorstehende Adventszeit angekündet. Eine trefflich platzierte Lichtspiegelkugel suggerierte ein Schneeflockentreiben durch den ganzen Mühlemattsaal. Das Publikum kam der Forderung etwas verlegen nach, im Lied «Stille Nacht, heilige Nacht» mitzusummen. Stehende Ovationen für Bo Katzman und Chor gleich zweimal. Die Tournee «Spirit of Joy» wird garantiert erfolgreich werden. Sie wird den vielen Besuchern Freude bereiten.

Karl Schneider; OLTENER tAGBLATT VOM 16. nOVEMBER 2001

Oltener Tagblatt